Vor ein paar Tagen bin ich in Tübingen in einer Buchhandlung hängen geblieben. Und fand dort, im hintersten Eck auf einem alten Stuhl in einem kleinen Kistchen verstaubt und doch lesbar, wunderbar feine Lektüre.
Ich hatte nicht gewusst, dass Ivan Turgenev trefflichst den Zeichenstift zu führen wusste. Das Zustandekommen und den Anlaß dieser „Kritzeleien“ erklärt Turgenev selbst in einem Brief vom 21. Oktober 1856 an seinen Freund V.P. Botkin:
… und was wir noch gemacht haben: ich zeichnete fünf oder sechs Profile, die mir – ich will nicht sagen: in den Kopf – in die Feder kamen; und jeder schrieb unter jedes Profil, was er darüber dachte. Dabei kamen sehr amüsante Dinge heraus – und Mme Viardot war selbstverständlich immer die klügste, sicherste und genaueste von allen. – Ich habe diese Skizzen aufgehoben – und einige von ihnen ( d.h. einige Charakteristiken) werde ich in künftigen Romanen verwenden. Mit einem Wort, uns ging es gut – wie den Forellen im klaren Bach wenn die Sonne darauf steht und die Wellen durchdringt. Hast du sie je dabei beobachtet? Es geht ihnen dann sehr gut – davon bin ich überzeugt.

Bildquelle:
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Alter Künstler ( Musiker oder Maler ), vollkommen enttäuscht in allem, was er je unternommen hat, gebrochen, ruiniert, verwirrt, dem Wahnsinn nah; schläft fast überhaupt nicht, in der tiefsten Misere. Die Natur hatte ihm Vorstellungsgabe, Leichtigkeit, Talent geschenkt – aber alles ist zum Teufel, er ist nur noch eine Ruine, immer noch erstaunt und verstört, aber schon vollkommen leer. Wird im Krankenhaus sterben – er ist bemitleidenswert, denn wenn das Schicksal nicht so hart mit ihm umgegangen wäre, wäre aus ihm etwas geworden. Ivan Turgenev 19.8bre 1856