
(c) jbs 2tausendsechzehn
Der Sand ein Leopard
Ich bin auch der,
Der versteht,
Warum der Sand schweigt und schweigt.
Er denkt zurück an die Sintfluten
Vor Zeiten,
Deren stiller Zeuge er ist.
Und wenn der böse Wind
Mit seinen armen Nerven spielt,
Ihn erinnernd
An seine ruhmreiche Vergangenheit, verloren
Und an seine Gegenwart, nicht zu beneiden,
Wird jäh der Sand ein Leopard,
Zerkratzt
Die frechen Augen des Windes
Und auch die der Menschen.
Und auch die der Menschen,
Wenn sie ihre Vergangenheit vergessen.
15.XII.59
Jerewán, Aus dem Zyklus „Leih mir dein Ohr“
Obiges Gedicht ist zitiert aus: „Und sticht in meine Seele“ von Parujr Sewak, Verlag Hans Schiler, Seite 23
Dem Klappentext entnommen:
[…] Mit Empathie und Ehrfurcht betrachtet Sewak die historische Vergangenheit seines Volkes, die sowohl voll Leid als auch ruhmreich ist. Sein größtes lyrisches Werk widmet er der traurigsten Seite Armeniens.
In den Werken des Dichters nimmt jedoch die Liebeslyrik einen außerordentlichen Platz ein. Parujr Sewak erschafft eine ureigene Welt der Liebe, reich an Offenbarungen und Entdeckungen. Er lässt kein Gefühl aus, weder die große Sehnsucht, noch den Schmerz, seine Schlaflosigkeit. Er schätzt sich glücklich zu lieben und zählt doch zugleich die Tage vor dem Wiedersehen. […]
Parujr Sewak ( sein ursprünglicher Familienname war Ghasarjan) wurde am 24. Januar 1924 geboren und starb am 17. Juni 1971; er ist heute der beliebteste Dichter Armeniens. (Zitatende)